Jeden Morgen erwacht Kyra schweißgebadet aus demselben Traum – einem Traum von meeresblauen Augen, die so tief sind wie der Ozean selbst. Von einem fremden Mann, dessen Silhouette sie im Nebel erahnen kann. Von einem flehenden Ruf, der sie erreichen will, aber in der Leere verhallt. In ihren Ohren klingt noch das Echo seiner Worte, die sie nicht verstehen kann. Auf ihrer Haut spürt sie die Gänsehaut, die ihr dieser Traum jedes Mal beschert.

Es ist nur ein Traum, redet sie sich ein. Ein Produkt ihrer Fantasie. Doch warum fühlt er sich so real an? Warum spürt sie dieses unbeschreibliche Ziehen in ihrer Seele, dieses schmerzhafte Sehnen nach jemandem, den sie nie getroffen hat? Und warum scheinen die Träume intensiver zu werden, je näher ihr fünfundzwanzigster Geburtstag rückt?

Als die junge Pflegerin spontan entscheidet, mit ihrer besten Freundin Ivy für einen Job nach Griechenland zu gehen, ahnt sie nicht, dass diese Reise ihr Schicksal für immer verändern wird. Die impulsive Entscheidung, alles hinter sich zu lassen, ist so untypisch für die sonst so rationale Kyra, dass sie selbst darüber staunt. Es ist, als würde etwas sie zu diesem unbekannten Ort ziehen.

Die Ankunft in Griechenland gleicht einer Heimkehr zu einem Ort, den sie nie zuvor besucht hat. In einem idyllischen Cottage an den Klippen, umgeben vom Rauschen des Meeres und dem Duft von Oleander, findet Kyra sofort ein überwältigendes Gefühl von Zugehörigkeit und Frieden – ein Gefühl, das sie in ihrem Leben als Pflegekind nie wirklich kannte. Die weißen Mauern des Hauses, die sanft im Mondlicht schimmern, die salzige Meeresluft, die ihre Haut streichelt, und der geheimnisvolle kleine Schuppen am Rand des Grundstücks – alles scheint ihr seltsam vertraut.

In einer Welt, die hinter unserem alltäglichen Verständnis verborgen liegt, existieren Seelenbänder – unsichtbare Verbindungen, die zwei Menschen auf tiefste Weise aneinander binden. Diese Verbindungen werden seit Anbeginn der Zeit von den alten Göttern gewebt und sind so mächtig, dass nicht einmal der Tod sie vollständig zerstören kann. Die Gebundenen spüren einander über jede Entfernung hinweg, teilen Emotionen, die nicht ihre eigenen sind, und sind nie wirklich vollständig, wenn sie getrennt sind.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Eine dunkle Bedrohung existiert ebenfalls: Die Reiniger – von Verlust und Wut getriebene Fanatiker, die diese heiligen Verbindungen zerstören wollen. Sie glauben, dass durch das Zerreißen dieser Bänder ein Gleichgewicht geschaffen wird, doch in Wahrheit verursachen sie nur grenzenloses Leid.

Ein solches Band wurde einst an genau diesem Ort – genau dort, wo Kyras Cottage steht – gewaltsam getrennt. Die Schmerzen dieses Verlustes schwingen noch immer in den Mauern des Hauses, in jedem Stein, in jeder Holzdiele. Und die Mauern des idyllischen Hauses könnten mehr wissen als jeder Mensch...

Während Kyra immer tiefer in ein Netz aus alten Mythen, göttlichen Bestimmungen und verborgenen Gefühlen hineingezogen wird, beginnt sie zu erahnen, dass ihre eigenen Träume vielleicht kein Zufall sind. Dass das unerklärliche Ziehen in ihrem Inneren, das unstillbare Gefühl, jemanden zu vermissen, den sie nie getroffen hat, einen tieferen Sinn haben könnte.

Kann ein Band, das einst gewaltsam zerrissen wurde, wieder zusammenfinden? Kann eine Seele, die in die Tiefen der Ewigkeit gerissen wurde, den Weg zurück ins Licht finden? Und was geschieht, wenn Eros' Suche ihn weiter nach Japan führt, während alles in ihm sich dagegen sträubt, Griechenland zu verlassen?